Tuesday 8 March 2011

Alltagsbuddhisten #3

Fritz Mühlenwegs Großer Tiger und Christian gehört zu den Büchern, die mit elf endgültig einen Leser aus mir gemacht haben. Zwei Zwölfjährige durchqueren im frühen 20sten Jahrhundert in Gesellschaft eines Schurken und eines Soldaten namens Glück per Lastwagen die Wüste Gobi. Die Geschichte atmet feinsinnige, menschenfreundliche Beobachtungsgabe und macht große Lust aufs Reisen. Unter den vielen guten Sätzen hat sich besonders einer als hartnäckig erwiesen. Er ist zwar nicht unmittelbar buddhistisch, aber wir wollen nicht kleinlich sein (nichtmal in meiner leicht abgewandelten Übersetzung):

In der Eile liegen Fehler.

Wer in der Stadt lebt, der gerät unweigerlich in zeitnötige Situationen. Es gilt, Termine einzuhalten, nicht zu spät zu kommen zu allen möglichen Anlässen von der Arbeit über den Sport bis zum Essen mit Freunden oder dem Kinofilm. Die Schnelligkeit, mit der man die Tasche packen und die Haustür hinter sich ins Schloss fallen lassen kann, kennt jeder. Ganz zu schweigen von der geringen Zeitmenge, die nötig ist, um einen Teller voll Essen zu leeren.

Ich bin kein regelmäßiger Konsument spiritueller Bücher. Da denke ich: Die Menge an Input sollte mit jener an Praxis in Einklang stehen. Manchmal springen mir aus Regalen Bücher entgegen, die mich zurechtrücken. So ging das neulich mit einem Gedichtband von Thích Nhất Hạnh: Nenne mich bei meinen wahren Namen.

Zugegeben: Der Titel muss nicht umbedingt Gutes verheißen. Ich dachte erstmal an seichtes Gelabere, obwohl der Autor großen Respekt genießt. Bereits nach drei Gedichten klang es anders in mir. Ich konnte den Spalt spüren, der sich zwischen den eigentlich inneren Zielen und der Wirklichkeit aufgetan hatte.

In der Eile liegen Fehler.

Das sage ich mir oft - und vergesse es sofort wieder. Gerate beim Abschließen des Fahrrades, beim Packen des Rucksacks oder am Fahrkartenautomaten in Hektik - schnelle Handgriffe, nicht genau hinsehen, zack, zack. Auf einmal gelingt es mir wieder, Ruhe zu finden. Meinen Händen nicht erlauben, sich schnell zu bewegen. Zielsicher jede Bewegung auszuführen. Der Effekt ist überraschend in seiner Stärke. Jetzt am Ball bleiben - schnell!

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