Wednesday 6 July 2011

Camping

Great Views

Vor der Reise war ich davon ausgegangen, meist wild zu campen. Letztlich habe ich fast nur auf Campingplätzen übernachtet. Zum einen, weil sie so günstig sind, dass sich das Wildcampen nur bedingt lohnt. Zum anderen, weil Frankreich so dichträumig erschlossen ist, dass man gute Plätze erstmal finden muss. Und wer seht nicht nach einem heißen Tag im Staub der Straße eine (kühle) Dusche herbei?

Mir liegt der Menschenschlag der Camper. Zwar sind die Plätze so verschieden, wie die Leute selbst, aber es gibt eine Form von kultivierter Gemütlichkeit (man könnte fast sagen: Faulheit), die sich eigentlich überall findet. Niederländer, Franzosen, Briten, Italiener, Deutsche. Die meisten mit Wohnanhängern oder Wohnmobilen, manche auch mit majestätischen Zelten. Vom drei Meter hohen M.A.N.-Supercamper bis zum uralten holländischen Anhänger, dessen Dach für die Stehhöhe erst hochgekurbelt werden muss, war alles dabei. Auch hier zeigte sich wieder: Je einfacher, desto zufriedener wirkten die Leute.

Auf dem Platz in Altkirch schien ein Fendt-Treffen stattzufinden. Ob das ein Fanclub war oder die Belegschaft der Firma: Keine Ahnung. Fast alle Gäste des Platzes hatten Fendt-Wohnanhänger in Längen von 450 bis 700 Centimetern (das steht außen drauf). Da die meisten mit zwei Autos angereist waren, hatte die Hälfte auch noch einen Küchenanhänger, dessen Dach als Regenschutz fungiert. Genau. Es regnete aus Gießkannen. Unter den weit gespannten Vorzelten hatten ganze Sitzgruppen Platz, auf denen die Eltern Kaffee tranken, während die Kinder auf ihren Rädern im Kreis fuhren. Bei Regen wurde der SUV darunter geparkt. Ein Paar hatte sogar die Hundehütte für den Bullterrier dabei. Mein kleines Zelt hielt dem Gewitter übrigens stand.

Mittlerweile scheint es ein Campingplatz in Südfrankreich ohne Pool nicht mehr weit zu bringen. D.h., dass man trotz des supergünstigen Reisens nach einem langen und heißen Tag eine luxuriöse Abkühlung nehmen kann. Lieber waren mir allerdings die Adressen mit nur einem oder gar keinem Stern, die nichts bieten als ein halbwegs ebenes, halbwegs schattiges Plätzchen, eine einfache Dusche und ein Klo (ohne Klopapier, das bringt man selbst mit). Die Leute dort waren mir angenehmer. Und die Preise natürlich höchstens halb so hoch.

Zum Beispiel traf ich den einsamen Mann mit Hund. Er bereiste das Tal der Doubs im alten Bürstner Wohnmobil mit Fiat-Unterbau. Der Mann saß abends im Klappstuhl vor seinem Klapptisch, eine Tasse Tee vor sich und die angegraute Hündin, ein großer Boxermischling, blickte mit ihm gemeinsam in den Sonnenuntergang. Dazu hörte er leise Pink Floyd. Einmal kam er rüber zu mir. Er hatte die freundlichsten traurigen Augen.

Klassisch sind Ehepaare jenseits der besten Jahre, die sich steif bewegen. Häufig sehr braungebrannt liegen oder sitzen sie stundenlang vor ihren mobilen Häusern, genießen abendes ein Fläschchen Wein und nutzen nicht selten Laptops, um dem Rest der Familie Emails zu schicken. Eltern mit kleinen Kindern, auch Radreisende, wirken oft wie pures Glück. Außer bei den Engländern, aber das ist eine andere Geschichte.

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